Katzwang, den 23. September 1937

Lieber Bruder Adolf!

Vor allem grüße mir deine liebe Frau und deine Kinder, ich mit meiner Frau Marie und Tochter Berta wünschen vor allem eine Gesundung deiner Frau.

Deinen Brief von 1. Sept. Habe ich mit besten Dank erhalten, fühle dich aber nicht beleidigt, wenn ich dir meine aufrichtige Meinung und Sympathie schreibe zu deiner Person, aber vorerst den Brief befolgend, wenn du schreibst wegen der Sickergrube, so muß ich dir folgendes antworten. Meine Sickergrube wird dort eingebaut wo keine Kanalisation (lies Abwasserleitungen seitens der Städte) vorhanden sind, damit ist aber nicht gesage, daß die Städte in ihren Wohnvierteln Kanalisierung haben oder haben müßen. Ferner werfe ich dir die Frage auf, ob du dich schon überzeugt hast, wie lange diese luftdicht abgeschlossenen Löchen, das Wasser versickern lassen, bis der Boden nicht mehr durchläßt? Und eine neue Grube angelgt werden muß. Ich glaube nicht daß euer Boden anders beschaffen als unserer, du wirst hierin natürlich keine Erfahrung haben, weil du noch nichts mit diesem Fache zu tun hattest. Ich teile dir hiezu mit, daß mir die amerikanische Patentschrift NR. 1 470 745 entgegen gehalten wird, die aber nichts mit meiner Grube etwas zu tun hat, weil ich es nicht nötig habe, ein nebeneinander reihen mehrer Gruben, sondern meine Grube garantiert eine Dauerversickerung, im Jahre 1929 habe ich die erste Grube in Konsumverein eingebaut und hat heute noch nicht einmal eine neue Filtermasse benötigt, also nach 8 Jahren keine Versickerungsver schlechterung eingetreten ist, das werde ich der Rosine beweisen, da ich mir dies von der Verwaltung bestätigen lasse.---aus.

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Lieber Adolf ich danke dir, daß du mir die Namen deiner Kinder mitgeteilt hast nur bist du so vergessen gewesen, daß du deiner Frau ihren vergessen hast. Glaub mir sicherlich, daß mich deine Verhältnisse mehr Aufregung verursachen als meine Familie? zumal wenn du schreibst, daß deine Tochter bei deiner 1. Frau ist, darf ich nicht vielleicht anehmen? daß deine 1. Frau an deinen Ruin mitgearbeitet hat? Was treibt sie denn? das mußt doch du auch wissen? Wenn du ferner schreibst, daß man mit 40 Jahren schon zu alt ist, welche Vorsorge hast du getroffen wenn du überhaupt nicht mehr arbeiten kannst, willst du denn den Bettelstab in die Hand nehmen? oder was tun! Lieber Adolf von dieser Sorge werde ich mich noch befreien Können, lies nur mein lieber Bruder meine Briefe unserer Rosine, da kannst du sehen Daß für mich noch nicht der Zeitpunkt gekommen ist, sammt meinen Leiden mich auszuruhen. Einen Radioapparat besitze ich seit 1933, der von einen meiner früheren Lehrlinge, der mich ab und zu heute noch besucht; mit genügt ein Ortsempfang, höre auch damit Italien und noch viele deutsche Städte durch Uebertragung des Reichssenders München.

Die Adressen bekommt ihr bestimmt, ich werde am 27. nach Nürnberg fahren und werde dann wieder anfragen wie weit diese Sache erledigt ist. Das Volksfest findet seit Beendigung des Krieges wieder statt, aber in der Fürther-Strasse gegenüber den Triumpfwerken im alten historischen Stil, Was ist denn mit meine entwerteten Briefmarken wenn ich fragen darf? gebe diesen Bogen mit Marken der Rosina die wird schon wissen, was sie mit anfangen soll, den Dreck ist Geld auf der Strasse, wenn mans begreifen kann. Halt gerade ist meine Frau nich hause gekommen und sagt der Schichtl lebt nicht mehr, sondern sein Schwiegersohn haut heute den Leuten für 10 pfg. Den Kopf herunter, der heist Eichelsdörfer ist sein früherer Clon. Die Welt ist kein Jammertal, sondern eine Varitee-Bühne. Ich komme zum Schluß und bitte warte ab, bis ich sämmtliche Belege und Unterlagen für die Sickergrube sende, lasst Sie euch ja nicht unversehens abknöpfen.

Herzliche Grüße sendet euch inzwischen dein Bruder Willi und Frau mit Tochter Berta